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Musikalisch beglückender Einstieg in die Adventszeit

2. Dezember 2013

„Machet die Tore weit“, so lautete das Motto des adventlichen Konzerts, das die Amberger Chorgemeinschaft zusammen mit dem Orchester der Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz veranstaltete. Die Pfarrkirche St. Konrad in Ammersricht war gut gefüllt, und die Zuhörer erwartete ein Streifzug durch die Musikgeschichte von der Renaissance bis zu Gegenwart.

Adventskonzert 2013

Die Amberger Chorgemeinschaft beim Adventskonzert a cappella.

Thematisch war das Konzert in drei Blöcke unterteilt. Die Chorsätze des ersten Teils befassten sich mit dem eigentlichen Adventsgedanken, der Erwartung der Ankunft des Herrn. Ein hochinteressanter Chorsatz des Dirigenten Dieter Müller zum Adventslied „Veni, veni Emmanuel“ machte den Anfang. Unisono beginnend strebt er immer mehr einer polyphon durchwebten Stimmstruktur zu, um in einem klaren E-Dur-Akkord zu enden. Das folgende „Rorate Coeli“ von Josef Gabriel Rheinberger entführte in die eher homophone, aber klanglich reiche Welt der Romantik, während das sechsstimmige „Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt die Klangpracht der Barockmusik verdeutlichte.

Thema des zweiten Teiles war die Verehrung der Muttergottes, die ebenfalls die Adventszeit versinnbildlicht. Der englische Barockmeister Henry Purcell spielt in seinem Magnificat, dem Lobgesang Mariens nach der Ankündigung der Geburt Christi, mit dem Kontrast zwischen hohen und tiefen Stimmen, während Edvard Griegs „Ave, maris stella“ und Max Regers Chorsatz „Unserer lieben Frauen Traum“ wieder die harmonische Fülle der Romantik in den Vordergrund stellen.

Der dritte Teil führte das Geheimnis des Glaubens musikalisch in den Mittelpunkt. Interessant war der Vergleich zweier Vertonungen des gleichen Textes aus verschiedenen Epochen. Die Komposition „O magnum mysterium“ des spanischen Komponisten Tomaso Ludovico da Victoria steht ganz in der Klangsprache der Renaissance, während der amerikanische Komponist Morten Lauridsen (geb. 1943) die erweiterte Harmonik des 20. Jahrhunderts kompositorisch verwirklichte. Beiden Stücken gemeinsam ist die mystische Grundstimmung. Da Victoria gestaltet sein Stück durch den Wechsel zwischen homophoner Klarheit und polyphoner Stimmverflechtung, Lauridsen entführt in eine Welt mystischer Spannungsklänge, die auf einen abgrundtiefen Schlussakkord zustreben. Zwischen diesen beiden Stücken erklang das kraftvolle sechsstimmige „Verbum caro factum est“ des barocken Komponisten Hans Leo Hassler, das wiederum den Kontrast und die Vereinigung von Ober- und Unterchor musikalisch darstellte.

Um diese sehr unterschiedlichen Kompositionen stilgerecht vortragen zu können, benötigt der Chorleiter ein flexibles, stimmlich ausgewogenes Ensemble. Dies erfordert eine gezielte stimmbildnerische Vorarbeit, um den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden. Dieter Müller hat seinen Chor hervorragend eingestellt, so dass homophone Stellen klar, intonationssicher und sehr textverständlich erklangen, während das polyphone Klanggeflecht durchsichtig und schlank in der Stimmgebung gestaltet wurde. Die differenzierte Dynamik vor allem der romantischen Chorsätze wurde in vorbildlicher Weise umgesetzt und auch die Klangsprache des 20. Jahrhunderts konnte den Zuhörern bestens vermittelt werden – ein wunderbares Beispiel, welch hohes Niveau man im Laienchorgesang erreichen kann.

Die einzelnen Chorblöcke wurden verbunden durch das Orchester der Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz, das ebenfalls unter der Leitung von Dieter Müller stand. Die Epoche der Wiener Klassik, die in den Chorbeiträgen ausgespart blieb, wurde mit W.A. Mozarts Divertimento in D-Dur (KV 136) in das Programm eingebracht. Mozart komponierte dieses Stück im jugendlichen Alter von 16 Jahren, es verlangt aber dennoch höchste spieltechnische Fertigkeiten vor allem in den Ecksätzen. Warmen, weichen Streicherklang erfordert die „Elegie für Streichorchester“ von Peter Iljitsch Tschaikowsky, und Gustav Holsts „Brook Green Suite“ zeigt Instrumentalmusik des frühen 20. Jahrhunderts, die aber hier noch ganz der Tonalität verpflichtet ist, während sie zur gleichen Zeit von anderen Komponisten bereits aufgegeben wurde. Die vorwiegend jungen Musiker zeigten, dass auch sie das unterschiedliche Klangbild der verschiedenen Epochen stilistisch sicher und klanglich ansprechend wieder geben können.

Mit einem kräftigen und herzlichen Schlussapplaus erklatschten sich die Zuhörer noch das bekannte Adventslied „Maria durch ein Dornwald ging“ als Zugabe in einem klangvollen Satz von Dieter Müller.
Nach 75 Minuten verließ man die Kirche in dem Bewusstsein, einen beglückenden musikalischen Einstieg in die Adventszeit erlebt zu haben.

Franz Hanauska (in der Amberger Zeitung vom 4. Dez. 2013)

Foto: Amberger Chorgemeinschaft

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