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Ankündigung „Die erste Walpurgisnacht“

14. Mai 2017

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Das romantische Jahrhundert – ein Zeitalter geprägt von politischen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Revolutionen. Sind wir uns in unserer Zeit noch bewusst, dass, noch bevor Beethovens „Neunte Sinfonie“ oder Webers „Freischütz“ uraufgeführt wurden, bereits die ersten Lokomotiven rollten oder die ersten Dampfschiffe die Ozeane kreuzten; dass sich Verkehr, Technik und kapitalistische Wirtschaft, in einer schwindelerregenden Progression entfalteten, welche die Fundamente der Gesellschaft ins Wanken brachte?

Die Musik des 19. Jahrhunderts spiegelt von all dem nur sehr wenig wider. Es ist wie eine Flucht aus der Realität, in die Welt der Vergangenheit, der Phantasie, des Märchens oder die des Traumes. Das lyrische Ich ist in jener Zeit beständig auf der Suche nach „Heimat“ nach Geborgenheit, in einer Welt, die für die meisten ihrer Zeitgenossen fremd geworden war. Die Tonkunst entdeckt für sich die Literatur, die Zauber- und Phantasiewelt des Märchens oder die der Sagen. Es entstand ein reiches Schaffen und ganz neue Klangwelten entwickelten sich zwangslos aus diesen neuen poetischen und metaphysischen Elementen.

Aus diesem reichen Schaffen der Romantik, hat die Amberger Chorgemeinschaft in Kooperation mit der Berufsfachschule für Musik ein hörenswertes Programm zusammengestellt.

W.S. Bennett: Die Waldnymphe
R. Schumann: Nachtlied
J. Brahms: Schicksalslied
F. Mendelssohn-Bartholdy: Die erste Walpurgisnacht

Sonntag, 14.05.2017, 19.00 Uhr, Amberger Congress Centrum (ACC)

Adelheid Lang: Mezzosopran
André Khamasmie: Tenor
Daniel Blumenschein: Bass-Bariton
Amberger Chorgemeinschaft
Chor der Berufsfachschule für Musik
Sinfonieorchester Bohemia, Prag

Leitung: Dieter Müller

Eintrittspreise: Kategorie I € 24,- (ermäßigt € 18,-), Kategorie II € 18,- (ermäßigt € 15,-)

(Einführungstext von der Homepage der Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz in Sulzbach-Rosenberg)


In der Amberger Zeitung vom 23.04.2017 erschien folgendes Interview mit Chorleiter Dieter Müller (von Marielouise Scharf):

Chorballaden der Romantik

Wenn Mendelssohn Goethe vertont, dann kommt ein rechter Spuk heraus. Warum das die Amberger am Muttertag betrifft, erzählt im Interview ein Dirigent.

Amberg. Felix Mendelssohn hatte nach eigener Aussage „ein besonderes Faible für den Hexenspuk“. Deshalb gelang ihm wohl auch mit der Vertonung von Goethes Ballade „Die erste Walpurgisnacht“ ein herausragendes Meisterwerk für Soli, Chor und Orchester.

100 Sängerinnen und Sänger der Amberger Chorgemeinschaft und des Chors der Berufsfachschule für Musik des Bezirk Oberpfalz, dazu 40 Berufsmusiker vom Sinfonieorchester Bohemia Prag und drei Solisten: Adelheid Lang (Alt) aus Nürnberg, André Khamasmie (Tenor) aus Leipzig und Daniel Blumenschein (Bass-Bariton) aus Leipzig laden zu einem musikalischen Erlebnis. Neben der fantastisch-musikalischen Hexenjagd bringt Ambergs Ausnahmechor am Sonntag, 14. Mai, um 19 Uhr im Amberger Congress Centrum noch weitere Chorballaden der Romantik: das Nachtlied von Robert Schumann und von Johannes Brahms das Schicksalslied. Der musikalische Leiter Dieter Müller beantwortet dazu Fragen.

Schumann, Brahms, Mendelssohn zählen zu den wichtigsten Vertretern der musikalischen Epoche der Romantik. Die Werke dieser Komponisten prägen bis heute das Repertoire. Warum haben Sie sich diesmal gerade der Romantik im Allgemeinen und der Walpurgisnacht im Besonderen verschrieben.

Müller: Ohne die Amberger Aufführungstraditionen zu kennen, könnte ich mir gut vorstellen, dass ein Großteil der Werke (vielleicht sogar alle), die wir gewählt haben, in Amberg noch nicht zur Aufführung kamen. Zudem ist das 19. Jahrhundert ein Zeitalter, das von politischen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Revolutionen geprägt war. Die Tonkunst – im gewissen Sinne als Gegenpol zur Realität – entdeckt in jener Zeit für sich die Literatur, die Zauberwelt des Märchens und die der Sagen.

Was hat das mit der Walpurgisnacht zu tun?

Die Walpurgisnacht, die Nacht vom 30. April zum 1. Mai, geht auf das keltische Beltane-Fest zurück, eine Feier, die ganz im Zeichen der Fruchtbarkeit stand. Dabei entzündeten die Druiden nächtliche Feuer. Es wurde getanzt und gesungen und in überschäumender Lebensfreude der Übergang vom Winter zum Frühling zelebriert. Die Walpurgisnacht kennen wir heute als nächtliches Gelage im Frühling, das auf der mehr oder weniger fantastischen Vorstellung eines Hexensabbats beruht. In den deutschsprachigen Ländern wird sie außerdem historisch und mythologisch auf dem Gipfel des Brockens assoziiert.

Wie hat Mendelssohn die Handlung der Goethe-Ballade musikalisch umgesetzt?

Goethes 1799 geschriebenes Gedicht „Die erste Walpurgisnacht“ hat mit der grotesk-dämonischen Sphäre des Volksglaubens oder gar einer Feier wilder, teuflischer Orgien nichts zu tun. Einer dramatischen Szene ähnlich, wird eine Opferfeier zum Frühlingsbeginn geschildert. Die Druiden treffen hierzu die Vorbereitungen. Einer aus dem Volke warnt vor den gefährlichen Gegnern. Ein Druide jedoch beruhigt das Volk. Es entsteht die rettende Idee, wie man die christlichen Verfolger von der Opferfeier fernhalten kann.

Und wie?

Bewaffnet mit allerlei Gerätschaften zieht man durch die enge Felsenschlucht und inszeniert dabei einen spektakulären Spuk. Diese besondere Art der psychologischen Kriegsführung funktioniert bestens: Erschreckt von dem scheinbar grauenerregenden Anblick fliehen die christlichen Wächter unter Angstgeschrei. Ein feierlicher Schlusshymnus der Druiden beschließt das Werk.

Wie setzt Mendelssohn das musikalisch um?

Mendelssohn hat den ganzen Reichtum der romantischen Oper in dieser musikalischen Illustration vereint. Die verschiedenen Stimmungen des Gedichts musikalisch in allen Nuancen fein ausgelotet und umgesetzt. Die Schilderungen sind vielfarbig und lebendig, immer meisterhaft differenziert in Melodieführung, Klangfarbe, Instrumentation und Harmonisierung. Der Chor der Druiden ist von einem Einfallsreichtum, den erst der späte Verdi im letzten Akt seines Falstaffs wieder erreicht.

Sie haben eine sehr anspruchsvolle Programmauswahl getroffen. Wie schafft der Chor die künstlerische Umsetzung?

Wir proben mit Unterbrechungen (Weihnachts- und Silvesterkonzerte) seit September 2016 in der Regel wöchentlich. Mit der Auswahl wollten wir eine Alternative zu geistlichen Konzerten anbieten und das Interesse der Amberger Musikfreunde auch einmal darauf lenken und neugierig machen auf guten, geschulten Chorgesang, der für das Gelingen einer derartigen Darbietung von unbedingter Notwendigkeit ist. Unser Wunsch: durch den Interpretations- und Qualitätsanspruch ein volles ACC!

Warum haben Sie das Datum Muttertag gewählt?

Hierbei galt es pragmatisch zu sein: einmal sollte das Konzert nicht mit anderen Veranstaltungen kollidieren außerdem wollten wir das Thema Walpurgisnacht zeitnah am Maianfang haben und wir sehen das Konzert für die ganze Familie und warum nicht als Muttertags-Geschenkidee, zusätzlich zu einem Blumenstrauß?

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Kartenvorverkauf: Tourist Information, Hallplatz 2, 92224 Amberg, Tel. 09621/10239

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